Mein Kopf ist leer --> Mein Kopf ist leer. Es ist Zeit einkaufen zu gehen. Mir ist klar, dass ich ihm nicht entgehen kann. Dem Gedanken. Mein Kopf ist nicht leer. Noch ein besserer Grund jetzt einkaufen zu gehen. Mit Sicherheit leer aber ist meine Gelddose. Ich liebe das sinnvolle Chaos. Irgendwo finde ich immer noch ein wenig Geld. Jeder weiss das über mich. Darauf kann ich mich verlassen. Man kennt mich in diesen Dingen. Ich verlasse mich darauf. Ich zähle mein Geld. Mein Kopf ist froh, er freut sich und ich gehe mit ihm. Er weiss schon was richtig ist. Ich bin ganz sicher, dass werde ich von nun an in kurzen Sätzen denken, werde dies keinen Raum lassen. Ich versuche meine Füsse darauf einzustimmen, sich synchron zu meinem neuen Vorsatz zu verhalten. Alles wird gut. Wenn nun meine Füsse sich präzise bewegend fortbewegten und ich noch diesen Schlenker aus meiner Hüfte... mein Kopf kommt durcheinander, ich stolpere. Die Kontinuität ist nicht mehr gegeben. Der Gedanke an ihn fährt wie eine Berührung in meine Hüfte. Mir gefällt das, für einen kurzen Moment fühle ich mich wohl, die Worte scheinen einfach, die Begriffe präzise. Voller weiblichem Schwung schreite ich durch die Türen von Erika. Ich pralle mit dem von mir anvisierten Einkaufswagen zusammen. In diesem Moment wird mir klar, dass diese Berührung nicht nur nicht stattgefunden hat, sondern auch nicht stattfinden wird. Mein Kopf lässt sich von dieser Erkenntnis nicht beirren. Natürlich nicht. Es machte ja alles Sinn. Ein Ruck fährt durch meinen Körper. Er reisst mich zusammen. Mit einem angedeuteten Stechschritt schiesse ich durch die automatische Schranke. Ich fühle mich sofort unwohl. Ich überprüfte dieses Wort auf seine Angemessenheit. Man kennt mich ja. Es ist zu hell sicher. Ich bin zu sehen. Ich fühle mich unwohl. Mein Kopf versichert mir, alles wird gut, solange ich meinen Kurs beibehalte. Ohne nach rechts oder links zu schauen steuere ich auf das Milchregal zu. Ich stosse mit der Hüfte gegen das Salatschiff. Ich lasse mir nichts anmerken. Meine Hüfte fühlt sich für ihre Träumerei von vorhin bestraft. Ich ignoriere das, ich weiss ja, der Gedanke an ihn macht keinerlei Sinn. Wieder komme ich mit den Begrifflichkeiten durcheinander. Voller Sehnsucht nach schönen Dingen beginne ich den Supermarkt zu durchsuchen. Hier und da lungere ich vor den Regalen. Ich zähle nochmals mein Geld. Die Situation ist unverändert. Ich bin erleichtert, ich kann ja gar nichts weiteres kaufen. Im Gang mit dem Tschibo oder Eduscho Regal fühle ich mich unbeobachtet. Ich wage erstmals meinen Blick von den Waren zu lösen. Ein Pärchen biegt flotten Schritts um die Ecke. Hinter den eingeschweissten Backwaren tauschen sie einen Kuss aus. Ich fühle mich ertappt, sicher glauben sie, ich hätte sie beobachtet. Ich werde ärgerlich. Die Wut gibt mir frische Energie. Ich betrete den offenen Gang zur Kasse. Ich arrangiere meine Hüfte. Ganz locker stehe ich da. Mein Kopf ist leer. Es gilt nun nur noch, die Kassiererin zu bitten, den Mechanismus der Zigarettenmaschine zu betätigen. Die Antwort lautet jedes mal gleich: Is doch an? Ich überlege ob ich wohl ohne vorheriges Fragen die Taste betätigen kann. Die Maschine blinkt: bitte von der Kassiererin freischalten lassen. Die Kundin hinter mir tritt mir in die Hacken. Ich lasse mir nichts anmerken. Ich lächele freundlich. Ich spüre, wie sich dabei mein Gesicht verzieht, das Lächeln lässt sich nicht ebenso leicht wieder herunterfahren, meine Lippe zuckt, meine Zähne kleben. Schnell gehe ich weiter. Draussen ist es mittlerweile dunkler geworden. Ohne auf eine ausgewogene Gangart zu achten tauche ich in das Zwielicht ein. Ich wähle den dunkleren Weg. Hintenrum. Ich umklammere die Milch. Sie kühlt meine Brust. Meine Brustwarzen verhärten sich empört. Der Gedanke kommt zurück. Erschöpft sinke ich zuhause vor meinen Schreibtisch. Die Milch wird warm, während ich rauche. Mein Kopf ist leer, er ist des Gedankens überdrüssig. Ich denke an ihn. |