SUPERmarkt --> Acht Uhr morgens und Pye kommt in mein Zimmer. Er hat, wie jeden Morgen, eine Tasse Tee dabei, die er surrend auf meinen Nachttisch stellt. Wie jeden Morgen halte ich meine Augen geschlossen, in der Hoffnung, dass Pye genauso leise, wie er an mein Bett rollt, das Zimmer wieder verlässt, auch wenn das eigentlich noch nie der Fall gewesen ist. Denn Pye hat immer irgendetwas zu tun, was irgendwie mit mir zu tun hat. Ich halte meine Augen geschlossen in Erwartung der mir so wohlbekannten Geräusche: Stühlerücken, Bettaufschütteln, Fensteröffnen. Aber heute bleibt er einfach nur an der Bettkante stehen, blubbernd von einem Bein auf das andere tretend, nervös, ja, das spüre ich ganz deutlich. Ich warte noch ein, zwei Minuten, aber Pye rückt nicht von meiner Seite. Also hieve ich widerwillig meine Augenlider empor, die, wie jeden Morgen, nicht zu mir gehören, warte ein, zwei Minuten, bis sich mein Blick so weit scharf gestellt hat, dass Pye in den mir so wohlbekannten Konturen vor mir steht. Über seine Stirn tuckern rote Streifen, Freeze und Ärger und ja, alles mal wieder scheisse da draussen.

Ich weiss, ich hätte schon vor einer Woche einkaufen gehen sollen. Nachricht von Freeze: die Milch sei schlecht, das letzte Ei schon weit über die zulässige Geruchsgrenze geschlittert und überhaupt kotze Freeze meine Lethargie an. Nachricht von mir: Ich brauche keine Milch und für Eier habe ich noch nie sehr viel übrig gehabt, sie sind schleimig und eklig, und überhaupt nerven mich seine Hinweise, die immer so tun, als hätten sie irgendetwas mit mir zu tun. Nachricht von Freeze, er drehe mir den Strom ab, wenn ich mich weiterhin so stur gebe, und dann werde ich schon sehen, dass ich mein Menschsein nicht so einfach ignorieren könne. Keine Rückantwort von mir, denn das ist nicht das Niveau, auf dem ich mich mit Freeze unterhalten will.

Ich spüre, wie meine Augen ganz von selbst zufallen und weiss, dass das irgendetwas mit mir zu tun hat. Stühlerücken, Bettaufschütteln, Venenöffnen. Eier, Milch und Käse. Die roten Streifen blenden mich, verfolgen mich in der Dunkelheit, bespritzen mich mit Hinweisen, die aus meinem Blutzuckerspiegel kommen. Pye notiert: Eier, Milch und Käkse und übermittelt das an Freeze. Rückfrage von Freeze: Kekse oder Käse? Pye solle gefälligst klare Informationen geben. Die roten Streifen verdichten sich und erzeugen kleine Explosionen. Kleine Kugeln, die knallen, wenn man sie in der Hand zerdrückt. Stärben oder Läben? Das ist nicht das Niveau, auf dem ich mich jetzt mit mir unterhalten will. Zurseiterücken, Kopfdurchschütteln, Augenöffnen. Ein, zwei Minuten brauche ich, bis ich aus dem Bett gerollt bin und blubbernd meine Kleider angezogen habe.

Die Tür geht auf und Pye kommt in mein Zimmer, wie jeden Morgen eine Tasse Tee dabei. 'Wie, schon wach?', fragt er meine Stirn, auf der in roten Schlieren 'Einkaufen' tuckert. 'Stimmt', sagt Pye und gibt mir die Liste. Fehlermeldung: unbekanntes Wort 'Käkse'. Ersetzen durch: 'Stühlerücken', 'Bettaufschüttteln', 'Fensteröffnen'. Ich wähle letzteres und mache mich auf den Weg.

Ich kaufe alles ein, was auf der Liste steht, nur Fensteröffnen kaufe ich zweimal, denn das gibt es nur im Doppelpack. Nachricht an Freeze. Rückantwort: Das ist eine Sache über die sich durchaus reden lässt.