Bandscheiben --> Heute ist mein Glückstag. Hugo hat nicht nur den Abwasch gemacht, er kommt auch mit zum Einkaufen. Er kann zwar seit seinem Bandscheibenvorfall nichts mehr tragen, und er redet nicht mit mir, aber er ist dabei, körperlich, locker über den Einkaufswagen hängend (eine Position, die ihm von seinen Ärzten verboten wurde) und sieht mit halboffenen Augen in die Gänge.

Ich husche zwischen Regalen und Einkaufswagen hin und her, werfe Produkte in den Wagen, stelle wieder welche zurück, unser Budget ist begrenzt, und ich amüsiere mich so, wie es an einem Samstagmorgen im Supermarkt möglich ist. Obwohl heute nur ein symbolischer Samstagmorgen ist. Ich darf mit Hugo einkaufen gehen.

Hugo spricht nicht. Er kommentiert weder den Kefir noch das Klopapier. Bei der frischen Fruchtbuttermilch zieht er eine Augenbraue nach oben, nachdem ich sie ihm eine halbe Minute an die Wange gehalten habe. Ich nehme das als sein Einverständnis. Unser Budget ist sehr begrenzt.

Bei der Fleischtheke zeigt er die ersten Anzeichen von bewussten Denkvorgängen. Er runzelt die Stirn und dreht sich weg. Dann dreht er sich wieder mir zu und sieht mich weit aufgerissenen Augen an. Er nimmt mich am Arm und wir eilen flotten Schrittes den Gang vor uns hinunter. Hinter der Brottheke bleibt er stehen. Ich muss ihn küssen. Seine temperamentvolle Art macht mich ganz verliebt.

Plötzlich macht er einen erschrockenen Schritt nach hinten und rutscht in einer weissen Masse aus. Ich versuche noch, ihn aufzufangen, aber auch ich habe Rückenprobleme und es fährt mir ins Kreuz. Ich kann mich gerade noch am Wagen festhalten und rutsche in eine vorbeischlendernde Person ungewissen Geschlechts, die mich sofort beleidigt. Hugo liegt mit resigniertem Gesicht in etwas, das so aussieht wie Sperma, aber vermutlich Kefir ist, so genau kann man das nie wissen. Ich helfe ihm auf, als ich den Knall von aufschlagenden Plastikbechern und Flaschen höre. Ich glaube, wir brauchen ein Taxi.